Warum Manipulationen schwierig aufzudecken sind und worauf Sie im Speziellen achten müssen, um sich zu schützen.
Manipulation ist alles andere als ein beiläufiges Thema. Es taucht in meiner alltäglichen Coaching-Praxis immer wieder ganz zentral auf. Unter vielen anderen auch bei CEOs von Grossunternehmen, bei Jungunternehmer, Manager und Sportler. Wie können Sie sich vor Manipulation schützen – sei es in Vertragsverhandlungen oder Ihrer neuen Position?
Zunächst: Nicht jede Manipulation ist feindlich gesinnt. Wenn uns ein Kind anlächelt, ist das letztlich auch Manipulation, aber eine liebenswerte. Der Übergang von harmloser Manipulation zu gefährlicher ist oft fliessend und bleibt nicht selten unentdeckt.
Die Formen der Manipulation sind vielfältig. Sie reichen von der ungerichteten Manipulation über die zielgerichtete Manipulation, die zielgerichtete Manipulation zum eigenen Vorteil bis hin zu der zielgerichteten Manipulation zum eigenen Vorteil unter Vorbehalt von Konsequenzen. Letztere, um einen eigenen Nachteil zu vermeiden.
Wie können Sie sich vor unerwünschter Manipulation schützen?
Es gibt viele Wege, sich zu schützen. Effektiven Schutz vor Manipulation bietet die bewusste Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der verbalen Kommunikation. Dafür gibt es Werkzeuge, die den Prozess der Manipulation gedanklich auf Zeitlupe ausbremsen, um ihn dann in seine Einzelteile zu zerlegen. Anders lassen sich die verschiedenen Komponenten der Manipulation kaum erkennen, geschweige denn verstehen. Man sollte dabei die wechselseitigen Kommunikationskriterien bewusst wahrnehmen, damit man später reflektierter in Prozessen der Manipulation agieren kann.
Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl: Sie hatten bestimmt auch schon das Gefühl, «hier stimmt etwas nicht.» Es ist das Signal Ihres Erfahrungswissens, nichts zu überstürzen. Verschieben Sie die Vertragsunterzeichnung, die Verhandlungen oder die Entscheidung, die gerade ansteht. Geben Sie sich mehr Zeit zum Überdenken.
Aufmerksam bleiben: Lenken Sie Ihren Aufmerksamkeitsfokus auf die anstehende Tätigkeit oder Entscheidung. Weg von Ablenkung, denn dadurch werden wir viel einfacher manipulierbar. Die effizientesten Manipulatoren wollen Sie ablenken, damit Sie unbedacht mit Ihrer Aufmerksamkeit umgehen. Je aufmerksamer Sie hingegen bei der Sache sind, desto weniger sind Sie anfällig für Manipulationen.
Nachfragen bei unbestimmten Hauptwörtern: Was genau meint mein Gegenüber, wenn von Gewinn, Wohlstand oder Freiheit die Rede ist? Unbestimmte Hauptwörter von abstrakten Begriffen sind bedeutungsschwanger, sie geben jedem die Möglichkeit einer eigenen Deutung. Gleichzeitig Sie lösen immer Emotionen aus und kaum einer fragt nach, was das konkret bedeutet.
Nachfragen bei unspezifischen Prozesswörtern: Unser Gehirn will unvollständige Informationen mit den Erinnerungen an eigene Erfahrungen vervollständigen. Bei dem Satz: «Ich reise nach Zürich» ist das Wort «reise» ein unvollständiges Prozesswort, denn es sagt nichts darüber aus, wie ich nach Zürich reise. Ohne Nachfrage wird Ihr Gehirn die Lücke aus dem Speicher Ihrer eigenen Gewohnheiten füllen – mit dem Flugzeug vielleicht, obwohl der Zug angesagt ist. Deshalb immer nachfragen: «Wie reisen Sie nach Zürich?»
Ihr Punkt-für-Punkt-Schutz in der Zusammenfassung:
- Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, Ihre Intuition, denn sie ist der Speicher Ihres Erfahrungswissens und somit ein wichtiger Ratgeber, der Sie nie verlässt. Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, fragen Sie nach!
- Achten Sie nicht nur genau darauf, was, sondern auch wie Ihnen jemand etwas sagt. Auch Zwischentöne, Stimmlage, Sprechgeschwindigkeit und Gesichtsausdruck sind aussagekräftige Indizien.
- Nehmen Sie nicht gleich an, alles verstanden zu haben. In praktisch jeder Aussage fehlen Informationen. Wenn es um Verkauf, Verträge oder etwas anderes Wichtiges geht, hören Sie genau hin. Lassen Sie sich Zeit für wichtige Entscheidungen.
- Nachfragen ist unerlässlich. Auch wenn es unliebsame Fragen für Ihr Gegenüber sein könnten. Es ist wichtig, sie zu stellen, um Klarheit zu schaffen, ob Sie alles richtig verstanden haben.
- Achten Sie auf unbestimmte Hauptwörter, denn sie führen in den Morast der Manipulation. Nicht alle Menschen wollen klar und offen kommunizieren. Darum ist Nachfragen auch hier extrem wichtig.
- Das Gleiche gilt bei unbestimmten Verben. Nehmen Sie nicht an, zu wissen, was jemand getan hat, oder was Sie tun sollten. Fragen Sie nach, bis Sie ganz genau wissen, was gemeint ist.
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