20. Oktober 2017, Capital online
Ralf R. hat im Job erreicht, wovon andere noch träumen: Top-Position im Management eines renommierten Unternehmens, hohes sechsstelliges Jahresgehalt, Privilegien, Ansehen. Doch Ralf R. fehlt etwas, seit er in der Chefetage angekommen ist. Und es fehlt ihm jeden Tag mehr. Er vermisst einen Sparringspartner, der ihm ehrliches Feedback gibt. Denn R. weiss: Sein Chefsessel wird unversehens zum Schleudersitz, wenn er falsche Entscheidungen zum falschen Zeitpunkt trifft.
Doch wohin mit seinen Sorgen? Mit wem soll er sich über seine Zweifel und Bedenken austauschen, wem seine Ängste offenbaren oder sich über mögliche Strategien austauschen? Es ist einsam an der Spitze. R.s Vorstandskollegen kümmern sich bestenfalls um ihre Ressorts, schlimmstenfalls hingegen um seine Absetzung. Und seine engsten Mitarbeiter hüten sich, durch allzu ehrliches Feedback die eigene Position zu gefährden. Mit anderen Worten: Sein Umfeld ist interessengeleitet. Unterstützung? Fehlanzeige.
In kritischen Situationen hilft nur Klarheit
Was Ralf R. braucht, ist ein externer Sparringspartner. Jemand, der R. dabei unterstützt, den vielseitigen Anforderungen des Jobs souverän zu begegnen. Jemand, der weiss, wie es ist, Motivator, Stratege, Steuermann und Vorbild in Personalunion sein zu müssen. Jemand, der ihm offen Feedback gibt und wichtige Impulse liefert. Kurz: Jemand, der seine Nöte versteht. Ralf R. braucht einen Business-Coach. Und zwar keinen, der als bezahlter Feel-Good-Manager die gestresste Seele von R. massiert und ihm stets gut zuredet. Sondern jemanden, der kompromisslos mit ihm Zustände reflektiert, den Finger in die Wunde legt und neue Wege aufzeigt. Denn in kritischen Situationen und bei anspruchsvollen Aufgaben hilft kein Kuschelkurs, sondern nur ein klarer Blick.
Bye bye Feel-Good-Manager, bye bye Drill Sergeant
R. sucht einen Sparringspartner, der die richtigen Fragen stellt und hartnäckig Antworten einfordert. Mitnichten einen Drill Sergeant, sondern einen Coach, der R. zum Ausschöpfen des vorhandenen Potenzials führt. Der ihm zu mentaler und emotionaler Stärke verhilft, um den Alltag eines Top-Managers erfolgreich zu meistern. Ohne Sparringspartner, das spürt R. deutlich, vereinsamt er in seiner persönlichen Entwicklung. Er verschenkt seine Chance auf Bestleistung. Doch wie findet R. einen geeigneten Sparringspartner? Woran erkennt man einen guten Coach, der die Wirtschaft versteht und neben nützlichen Methoden des Selbstmanagements auch die Herausforderungen eines Managers kennt?
Schritt 1: Wer fragt, führt
Absolute Klarheit ist die erste Grundregel. Beantworten Sie sich folgende Fragen:
Was ist meine Intention?
Warum will ich einen Coach?
Warum bin ich dort, wo ich gerade bin?
Was soll das Endresultat meines Coachings sein?
An was messe ich den Erfolg?
Wenn diese Fragen nicht beantwortet sind, verschwenden Sie nur Zeit und Geld.
Schritt 2: Raus aus der Komfortzone
Eine grundsätzliche Lernbereitschaft ist Voraussetzung. Als Coachee sollten Sie bereit sein, sich zu verändern – und zwar nicht ein bisschen, sondern zu 100 Prozent. Sind Sie wirklich bereit, Opfer zu bringen, sich von lieb gewonnenen Routinen und etablierten Verhaltensmustern zu verabschieden? Für ein erfolgreiches Coaching sollten Sie über persönliche Integrität verfügen, realistische Erwartungen haben und sich Ihren erklärten Zielen gegenüber verpflichtet fühlen.
Schritt 3: Drum prüfe, wer sich an einen Coach bindet
Ihre Zeit ist kostbar und Ihre Langmut begrenzt. Sie wollen möglichst schnell Nutzen aus einer Zusammenarbeit ziehen. Woran können Sie einen „Kuschel“-Coach bereits vor der Zusammenarbeit erkennen? Wenn Ihr Coach Ihnen die Fragen aus Schritt 1 nicht stellt, weist das auf einen drohenden Eiertanz hin. Schickt er dann noch lächelnd Bestellungen für Sie ans Universum oder gibt Ihnen ein aufmunterndes „Alles wird gut“ mit auf den Weg, sollten Sie von weiteren Treffen absehen – ebenso, wenn der Coach keine Verantwortlichkeiten definiert und aufs Einhalten von Vereinbarungen verzichtet.
Schritt 4: Eine gute Wahl treffen
Manche nennen es den Nasenfaktor, andere schlicht Sympathie. Ihr künftiger Coach sollte jemand sein, den Sie auch sonst als Mensch schätzen und tolerieren würden. Mit anderen Worten: Jemand, dessen Gesellschaft Sie mögen. Neben der fachlichen Stärke, seiner Erfahrung und seinem Verständnis für inhaltliche Themen ist Authentizität ein weiterer wichtiger Entscheidungsfaktor. Lebt Ihr Coach, was er verspricht? Dann sind die Aussichten vielversprechend.
Schritt 5: Keine faulen Kompromisse
Ebenso wie Sie keine kontraproduktiven Zugeständnisse bei der Auswahl Ihres Sparringspartners machen sollten, darf ein Coach nicht allzu kompromissbereit sein. Ihr künftiger Coach sollte eine klare Haltung haben – und zwar auf jeder Ebene: fachlich, in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit. Ihr Coach sollte sich ebenso an Vereinbarungen halten, wie er es von Ihnen verlangt.