Mentales Training im Sport überbrückt wirksam die Ruhephase bei Verletzungen

Mentales Training im Sport

Athleten zeigen für die Erreichung ihrer sportlichen Ziele ausserordentlichen Eifer und immenses Engagement. In den meisten Sportarten führt dabei kein Weg an ausgiebigem körperlichem Training vorbei; es bildet die solide Grundlage, um an der Spitze mitzuhalten. Was jedoch alles verändert: mentales Training im Sport. Es ist ein Schlüsselfaktor, der den Athleten über sich hinauswachsen lässt, um die entscheidenden Hundertstel oder Millimeter für den Sieg aus sich herauszuholen.

Doch bei aller Hingabe sind Blessuren oder Verletzungen nicht auszuschliessen. Dies ist ein Umstand, der den Trainingsplan verändert. Und zum anderen ist es ein Umstand, der im Zusammenhang mit diesen Ruhephasen die Wichtigkeit von mentalem Training im Sport besonders deutlich macht.

Mentales Training im Sport hat einen besonderen Wert. Dies zeigt eine Studie von Mathias Reiser, in welcher Sportstudierende eine Kraftübung rein körperlich oder rein mental durchführen sollten.

Muskelaktivierung und -verfeinerung durch mentales Training im Sport

Kann mentales Training im Sport das körperliche Training vollständig ersetzen? Sicherlich nicht. Allerdings ist ein entscheidender Verbindungspunkt das sportliche Ziel eines Athleten, in welchem beide Trainings zusammenfliessen. Das Ziel gibt dem körperlichen und mentalen Training eine klare Richtung und bringt aufgrund dessen beide Trainings wirkungsvoll zusammen.

Ein Beispiel hierfür ist eine Studie, die Mathias Reiser mit Sportstudierenden durchführte: Er liess einen Teil von ihnen eine Kraftübung ausschliesslich körperlich durchführen; ein anderer Teil der Sportstudierenden absolvierte die gleiche Kraftübung rein mental. Bei der Kraftübung ging es ums Bankdrücken.

Das Resultat lässt dabei tief blicken: Das körperliche Training brachte die Muskulatur aufgrund seiner Beanspruchung “in Form” und es kam darüber hinaus bei diesen Sportstudierenden zu einem allgemeinen Kraftzuwachs. Der gleiche Effekt zeigte sich auch bei den Sportstudierenden, die die Kraftübung rein mental ausführten. Schauen wir uns hierzu die Studie etwas genauer an.

Aufbau der Studie

An der Studie nahmen insgesamt 34 Sportstudierende teil. M. Reiser bildete mit ihnen drei Gruppen: Zwölf Personen zählten zur Gruppe, die das Bankdrücken körperlich trainieren sollte. Hierbei wurden die entsprechenden Muskeln (gemäss der Übung) vollständig beansprucht. Elf Personen bildeten die Gruppe, die dieselbe Übung ausschliesslich mental trainieren sollte. Die Durchführung der Übung stellten sie sich so echt und realistisch wie möglich vor. Und weitere elf Personen bildeten eine dritte Gruppe, die über den Zeitraum der Studie nicht trainierte. Sie bildeten die Vergleichsgruppe. Über insgesamt 4 Wochen dauerte das Training und in regelmässigen Abständen wurden Resultate festgehalten.

Um saubere Resultate zu erhalten, berücksichtigte M. Reiser zudem folgende Details, um den jeweiligen Effekt von körperlichem und mentalem Training besser zeigen zu können: Zum einen nahmen die Sportstudierenden während der Studie an keinem zusätzlichen Training teil. Zudem stellte M. Reiser sicher, dass alle Teilnehmenden ab 3 Monaten vor der Studie nicht mehr trainierten.

Resultate

Bei der einen Gruppe, die das Bankdrücken körperlich trainierte, wurde ein Kraftzuwachs von 14,1 % gemessen. Die andere Gruppe, die das Bankdrücken rein mental trainierte und sich die Muskelkontraktion “nur” vorstellte, zeigte einen Kraftzuwachs von 5,7 %. Was allerdings auffiel, war der Effekt auf die Muskeln, der sich schon innerhalb der ersten 8 Tage des Trainings zeigte: Der Kraftzuwachs war bei beiden Trainings nämlich nahezu gleich. Der Grund: Das Training aktivierte die Muskeln, sich “feiner” auszubilden und weiter zu optimieren.

Mentales Training im Sport überbrückt wirksam die Ruhephase bei Verletzungen

Die Studie von M. Reiser zeigt somit, dass körperliches und mentales Training im Sport als Einheit und sinnvolle Ergänzung zueinander zu betrachten sind. Und die Ergebnisse zeigen auch, dass sich mentales Training im Sport nachweislich auf den Körper auswirkt. Eine Unterstützung dessen findet sich in einer Studie aus dem Jahr 1999 von M. Lotze. Lotze zeigte nämlich, dass mentales und körperliches Training gleiche Hirnareal aktiviert – in seinem Fall lag der Fokus auf dem motorischen Cortex.

Das Training kann somit in Gedanken stets aufgegriffen werden – und findet in gleichen Hirnarealen statt. Hierzu bietet das mentale Training den wertvollen Vorteil, dass der Athlet sportliche Ruhephasen (z. B. durch Blessuren oder Verletzungen) wirkungsvoll überbrückt. Im mentalen Training vergegenwärtigt sich somit der Athlet weiterhin die Feinheiten, die individuellen Fähigkeiten seiner Disziplin sowie die weiteren Belastungen, die in Verbindung mit dem körperlichen Training stehen. Beispiel: So trainiert eine Turnerin weiter, die ggf. ihren Knöchel für eine Weile schonen muss. Sie vergegenwärtigt sich im mentalen Training fortwährend ihre Bewegungsabläufe, die Rhythmik ihrer Bewegungen, die Zeitpunkte für ihre Sprünge und Landungen und erhält sich darüber ihre Körperspannung und -ästhetik.

Resümee

Mathias Reiser macht mit seiner Studie deutlich, dass “das Training im Kopf” realer und wirkungsvoller ist, als man zunächst annehmen könnte. Seine Studie leistet weiterführend einen wertvollen Beitrag dazu, dass mentales Training einer inneren Realisation nahekommt und der Körper mit entsprechenden Aktivierungen reagiert. Dies ermöglicht es, verletzungsbedingte Ruhephasen zu überbrücken und das sportliche Ziel aufrecht zu halten. Das mentale Training im Sport ist somit nicht nur eine sinnvolle Ergänzung zum körperlichen Training, sondern erweitert dies um ein Vielfaches.

Literatur